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Schaubericht Rassegeflügelschau Leipzig 2018

 

Anlässlich der Sonderschau unseres Sondervereines vom 07. – 09.12.2018 in Leipzig hatte ich 100 Ko Shamo in 7 Farbenschlägen und 2x AOC-Klasse zu bewerten.

Beim ersten Durchgehen war ich recht enttäuscht, denn ich fand auf den ersten Blick kaum Spitzentiere sondern überwiegend Rassevertreter mit den jahrelang bekannten Fehlern wie runde Schulterpartie, lange Körper (keine Drittelung), lange Feder, flache Haltung, schwache Kopfpunkte, usw.. Ich hatte gehofft, dass die Zeiten dieser Tiere nun endlich einmal vorbei sind, wurde leider aber eines Besseren belehrt.

Dennoch habe ich versucht, überwiegend das Gute zu sehen und auch mal „Gnade vor Recht“ ergehen zu lassen, um nicht zu hart mit den gezeigten Tieren ins Gericht zu gehen. Ich denke, dass einige Züchter aus den neuen Bundesländern ausgestellt hatten, die nicht Mitglieder im SV sind und nicht so genau wissen, wie ein Ko Shamo aussehen muss. Ich hoffe, es ist mir gelungen, diesen Züchtern zu zeigen, worauf sie achten müssen. Gerade bei Tieren, die nicht unbedingt dem Idealtyp entsprechen, habe ich die Bewertungskarten bewusst recht voll geschrieben, um den Züchtern zu verdeutlichen, woran es hapert. Die Ausnahme bildeten 2 oder 3 Tiere, wo ich mir den Kommentar „versagt im Typ“ nicht verkneifen konnte. Jedes Wort mehr wäre da wirklich vertane Zeit gewesen.

 

Den Anfang bildeten 42 Tiere im Farbenschlag gold-weizenfarbig (16,21 + 5x leer) mit Spitzentieren der Züchter Volker Kloes (2x 96 Pkt. auf 1,0 jung) und Dirk Brösel (2x 95 Pkt. auf 0,1 jung). Diese Tiere zeigten den gewünschten Typ, eine prima Schaukondition und tolle Kopfpunkte. Der überwiegende Rest enttäuschte mit Fehlern in den unterschiedlichsten Rassemerkmalen, oft fehlender Markanz (runde Schultern), fehlende Drittelung (zu langer Körper, zu kurze Hälse), lange Feder, faltige Kämme, krumme Zehen, unrunde Pupille, spitze Köpfe und Schnäbel. Einige Male sah ich auch eine fehlerhafte Kehllappen- / Wammenstruktur, bei der oft einseitig ein Kehllappen unnatürlich mit der Wamme verwachsen ist. Die Züchter sollten darauf achten, Tiere mit diesem Merkmal nicht in der Zucht einzusetzen. Für den Hauptfarbenschlag stellte diese Kollektion eher ein schwaches Bild dar. Vor allem die oft runden Schultern habe ich in dieser Intensität selten gesehen.

 

Auch die 27 Tiere in blau-weizenfarbig (15,10 + 2x leer) zeigten sich mit Höhen und Tiefen in sehr unterschiedlicher Qualität. Der Topper war ein 1,0 jung von Volker Kloes, der in allen Rassemerkmalen überzeugte und mit 97 Punkten belohnt wurde. Weitere typvolle 1,0 zeigten Dirk Brösel und Norbert Braunreuther (alt). Ein sehr feiner kleiner Hahn von Holger Entzel ist mir ebenfalls in Erinnerung geblieben. Er war prima veranlagt, leider aber für den Ausstellungskäfig noch viel zu jung. Auf ein solches Tier kann man in der Zucht setzen. Der Rest der Hähne war oft mit den selben Fehlern der gold-weizenfarbigen Tiere behaftet und musste mit unteren Noten Vorlieb nehmen.

Die 0,1 waren im Schnitt deutlich besser bis auf einen Totalausfall und 2 alte Hennen, die mit den Jungen nicht mithalten konnten. Hier waren recht typvolle Hennen zu sehen, die Spitzentiere zeigten Holger Entzel mit 96 und Dirk Brösel mit 95 Punkten.

 

1,2 Ko Shamo in silber-weizenfarbig zeigten sich mit 2 Totalausfällen, die mit jeweils 90 Punkten abgestraft wurden. Eine recht typvolle Henne mit 93 Punkten kam aus dem Stall von Bernd Kippenhan. Es ist schade, dass man diesen attraktiven Farbenschlag nur noch so selten sieht, ist er doch in Kombination mit den Gold-weizenfarbigen zumindest farblich recht einfach zu züchten.

 

11 weiße Ko Shamo (8,3) zeigten sich in der ausgeglichensten Qualität des gesamten Teilnehmerfeldes, was aber auch kein Wunder war, stammten doch allein 9 Tiere der Kollektion vom Altmeister Bernd Kippenhan. Ein Totalversager mit 90 Punkten aus anderem Stall, der Rest sehr rassetypisch. 2 Hähne, jung und alt, mit 97 und 96 Punkten und eine 0,1 jung mit 95 Punkten, alle von Bernd Kippenhan. Man sah hier feine Typen mit knapper Feder, schöner Drittelung, aufrechter Haltung und prima Schulter- und Schenkelmarkanz. Ein Hinweis sei mir noch gestattet: Die 1,0 bewegen sich im Gros in Sachen Größe am oberen Limit. Hier sollte man sich bemühen, die Tiere etwas kleiner zu züchten.

 

5 Tiere in schwarz (3,2) hatten ihre besten Vertreter in 1,1 von Volker Kloes mit je 94 Punkten. Hier ist noch viel Arbeit erforderlich, um diese Tiere in höhere Weihen zu hieven.

 

Im gesperberten Farbenschlag zeigten sich 7 Tiere (4,3) in unterschiedlichster Qualität. Die Spitze von Christian Deutschmann mit 1,1 und je 95 Punkten. Diese Tiere waren schon sehr ordentlich und stachen heraus. Der Rest glich eher einer Vollkatastrophe mit allen Fehlern dieser Welt, bis hin zur Note u mit Ausschlussfehler.

 

Nur 3 Tiere wurden im Farbenschlag gelb mit schwarzem Schwanz gezeigt (2,1). Hier habe ich eher gnädig bewertet, eine 0,1 jung mit 94 Punkten von der ZGM Schrauth. Zu „richtigen“ Ko Shamo fehlt hier aber noch eine ganze Menge.

 

Die 2 Tiere in der AOC-Klasse waren nicht der Rede wert, ganz deutlich Kreuzungstiere, die noch einen langen Weg vor sich haben, dessen Sinn ich aber deutlich hinterfragen möchte.

 

Ist unsere schöne Rasse einmal verkreuzt, wird es sich als sehr schwierig und vor allem zeitaufwändig gestalten, irgendwann einmal wieder richtige Ko Shamo zu züchten. Dies ist meiner Meinung nach auch der Grund für die im Gros recht schwache Qualität der gezeigten Tiere. Da wird immer noch mit Kreuzungsprodukten, auch wenn es 10 Jahre und mehr her ist, herum gedoktert und es gelingt einfach nicht, den gewünschten Typ, diese kecke Markanz, dieses außergewöhnliche Wesen, die einen echten Ko Shamo ausmachen, in den Käfig zu bekommen.

Die wenigen Spitzenzüchter, die den korrekten Typ im Stall haben, machen auf den Groß- und Sonderschauen die Preise und Spitze unter sich aus und können im Grunde gar nicht so viele Tiere nachzüchten, wie sie abgeben sollen. Die Nachfrage nach diesen Tieren ist enorm. Sie sollten dann aber nicht in das vorhandene Material eingekreuzt werden, denn das ist wieder ein Schritt zurück und nicht nach vorne. Diese Tiere müssen rein gehalten werden, selbst wenn die vorhandenen Tiere komplett selektiert werden müssen. In der Weiterzucht muss scharf selektiert und besser aus 2,2 in top Qualität gezüchtet werden, als mit 8,8, wobei 6,6 nur Durchschnitt und weniger sind. Dies sei mir als Tipp und Schlusswort an die Züchter, die eher schlecht abschneiden, gestattet.

 

Michael Stumme